„Die Traurige Geschichte von Friedrich dem
Großen“ von Heinrich Mann am Deutschen Theater Berlin, Regie Alexander Lang
Freudlose Jugend. Ein König wird gemacht
Regisseur Alexander Lang wurde den in ihn gesetzten
Erwartungen ein weiteres Mal gerecht — ein exquisiter Theaterabend. Im
Deutschen Theater (Spielort: Akademie der Künste) stellt er jetzt ein Fragment
Heinrich Manns vor: „Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen".
Lang hat — sich als Autor bewährend — das hinterlassene Anfangs-Teilstück Manns
sehr einfühlsam zu einer kompletten Stückmontage ergänzt, die durchaus im Sinne
des Dichters liegen mag und auch ein zeitgenössischer Beitrag zur Aufarbeitung
preußischer Geschichte genannt werden kann. Erfaßt werden als „traurige
Begebenheiten" die Jugendjahre des Kronprinzen Friedrich, die
Drangsalierungen durch den martialischen Vater König Friedrich Wilhelm I. von
Preußen, der scheiternde Fluchtversuch nach Frankreich, die Hinrichtung des Freundes
Katte vor den Augen des Kronprinzen und schließlich — der gefügig gemachte
Sohn, nun williges Werkzeug des Königs. Ein augenfälliger, besonderer
Widerspruch: die rebellische Jugend des Kronprinzen und seine spätere
Kriegslüsternheit.
Die Besetzung des
Friedrich mit Katrin Klein mag eine der regielichen Extravaganzen des Alexander
Lang genannt werden, allein: es funktioniert. Die herbe Fraulichkeit der Klein
stellt die zarte Konstitution des jungen Königssohnes her, inbrünstige
Sehnsüchte, wenn er Französisch memoriert, aber auch die eckige Kantigkeit des
zornigen jungen Mannes, seine sich ausbildende Verschlagenheit. Friedrich wird
nicht als Karikatur gefaßt, er wird deutlich zur Schau gestellt in seiner
Bedrängtheit und Aufbegehrungslust wie dann in einer herrisch-kriegerischen
Attitüde am Schluß. Das ihn umgebende Ensemble, Vater (Kurt Böwe), Mutter
(Katja Paryla) und Schwester Wilhelmine (Simone von Zglinicki) sowie Minister
von Grumbkow (Otto Mellies) und Graf Seckendorf (Dietrich Körner), wird in sarkastischer
Karikatur vorgeführt. Exzellent, eine -theatralische Delikatesse das Gastmahl
zu Ehren des Zarenbesuches (Dieter Franke als Zar).
Junge
Welt, 12. März 1982