„Steine in den Taschen“ von Marie Jones in den
Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin, Regie Christoph Zapatka
Hoch-Zeit für Chargen
Wer neuzeitliches Larifari-Theater kennen lernen möchte, begebe sich zur deutschsprachigen Erstaufführung der »Steine in den Taschen« von Marie Jones in die Kammerspiele des Berliner Deutschen Theaters.
Dort mühen sich Jungregisseur Christoph Zapatka und seine beiden
Darsteller Thomas Schmidt und Timo Dierkes redlich, um den Zwei-Personen-Text
der irischen Autorin vom Jahrgang 1951 unterhaltsam über die Bühne zu
bringen.
Larifari-Theater zeichnet sich dadurch aus, dass es mit outrierter
Mimenkunst relativ belanglose Sujets scheinbar wichtig macht. Hier sind es die
naiven Sehnsüchte zweier irischer Film-Komparsen. Der eine, Jake (Thomas
Schmidt), träumt von Caroline, dem Star des Film-Teams; der andere, Charlie
(Timo Dierkes), vom selbst geschriebenen Drehbuch, das er immer bei sich trägt.
Ein bisschen Romantik, viel Illusion. Im übrigen Statisten-Alltag - die Darsteller
spielen ihn als Jake und Charlie mehrfach vor und zurück, fortwährend andere
Figuren skizzierend, jeweils Sequenzen von kaum vier, fünf Repliken absolvierend.
Was das Ende der Schauspielkunst bedeutet und Hoch-Zeit für mimisches
Chargieren.
Wobei Thomas Schmidt am besten damit zurecht kommt. Mit flapsiger
Chuzpe gelingen ihm Haltungswechsel und sensibler Ausdruck. Timo Dierkes
indessen, einen liebenswert tapsigen Bär kreierend, grimassiert zu offenbar,
hat allerdings hübsche Momente, wenn er als Charlie die Diva vorzuführen
versucht. Immerhin erinnern die zwei Mimen gelegentlich an Stan Laurel und
Oliver Hardy - the Best of larifari.
Neues Deutschland, 31. Oktober 2001